COPD & Ernährung

What you eat is what you breathe - Interview mit CPC-M Direktor Önder Yildirim

Alveole mit COPD - Angelika Kramer Design

 

Warum interessieren Sie sich für den Zusammenhang von Ernährung und Lungenkrankheiten?

ÖY: Wir wissen bereits, dass COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) durch schädliche Umwelteinflüsse verursacht wird – vom Rauchen über Luftschadstoffe bis hin zu einer ungesunden Ernährung. Aber wir wissen noch nicht, warum manche Menschen diese immer noch unheilbare Krankheit entwickeln und andere nicht.

Unsere neuesten Erkenntnisse bringen nun Licht in diesen bisher nicht verstandenen Zusammenhang: Wir haben entdeckt, dass die Art der Ernährung einen großen Einfluss auf die Lungenerkrankung COPD hat. Wir haben herausgefunden, dass insbesondere eine typische fett- und zuckerreiche "westliche" Ernährung mit zu vielen verarbeiteten und ungesunden Lebensmitteln, gepaart mit zu wenig Bewegung, COPD auslöst. Wir wissen, dass dies zu Fettleibigkeit führt und diese dann zu einer metabolischen und epigenetischen Umprogrammierung von Zellen des Immunsystems und weiteren Zelltypen, die das Risiko von COPD erhöhen. Zusammengefasst: Die Art und Weise, wie wir uns ernähren, spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung vieler chronischer Krankheiten – und auch bei COPD. Deshalb konzentrieren sich mein Team von Helmholtz Munich und Kollegen weltweit jetzt auf den Zusammenhang zwischen Ernährung und COPD.

Welches Ziel verfolgen Sie mit der Erforschung der stoffwechselbedingten COPD?

ÖY: In einem internationalen Team wollen wir entschlüsseln, wie man die Entstehung von COPD, die durch einen ungesunden Stoffwechsel entsteht, verhindern kann. Wenn wir das herausgefunden haben, wollen wir Therapien entwickeln, die den Verlauf der Krankheit verändern.

Beides hilft uns, das krankheitsrelevante Zusammenspiel zwischen lokalen Aspekten der Lunge und systemischen Aspekten der COPD zu verstehen. Wir wollen die Fragen beantworten: Ist es möglich, dass eine größere Anfälligkeit für COPD auf eine stoffwechselbedingte epigenetische Umprogrammierung von Immun-, Lungen- und Muskelvorläuferzellen zurückzuführen ist? Und welche Rolle spielen Verletzungen durch umwelt- und lebensstilbedingte Einflüsse bei dieser Umprogrammierung genau? Wir wollen die Schwachstellen für präventive und therapeutische Maßnahmen identifizieren – für alle Menschen: für jüngere und ältere und für jedes Geschlecht.

Warum ist es wichtig, COPD in einem internationalen Team zu erforschen?

ÖY: COPD ist ein weltweites Gesundheitsproblem. Deshalb ist es wichtig, Empfehlungen für die COPD-Gesundheitspolitik auf der ganzen Welt auszusprechen und neue Ansätze zu finden, um das Risiko des Fortschreitens der COPD und darüber hinaus zu mindern. Deshalb haben wir starke Synergien mit Expert:innen der Lungenforschung entwickelt, nicht nur bei  Helmholtz Munich, auch darüber hinaus: Mit COPD-iNET haben wir ein Netzwerk aus internationalen COPD-Forschenden geschaffen, die sich regelmäßig treffen, um ihre Ergebnisse zu diskutieren. Auch innerhalb des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) haben wir über viele Jahre hinweg starke Kooperationen aufgebaut.

Helmholtz Munich bietet uns darüber hinaus wirkungsvolle Synergien mit Forschenden verschiedenster Disziplinen, die sich alle mit metabolischen Zusammenhängen bei der Krankheitsentstehung beschäftigen: Forschende im Bereich Diabetes oder Expert:innen des Computational Health Centers beispielsweise.

Wir hoffen, dass wir mithilfe diesem Expertenwissen COPD in Kürze noch besser verstehen, um diese Lungenerkrankung besser vorbeugen zu können und wirkungsvolle Therapien zu entwickeln.

 

Netzwerke und weitere Informationen: